Diagnose: Schreibblockade von Geminy-van-Blubel (Dreimonatige Challenge) ================================================================================ Kapitel 146: 14.5.2024: episch ------------------------------ „Das muss episch werden, hört ihr?!“ Sven stand an seinem Laptop und warf einen letzten kontrollierenden Blick auf die Präsentation zu ihrer Seminararbeit, an der sie in den vergangenen Wochen als Gruppe gearbeitet hatten. Er selbst war seine Notizen unzählige Male durchgegangen und so auch Jasmin. Eine gewisse Anspannung blieb natürlich immer, aber im Grunde wussten sie, dass bei ihrer gleich folgenden Vorstellung nichts schief gehen konnte – zumindest solange der Dritte im Bunde die Nerven behielte. „Hast du gehört?“, stand Oberfelder so dicht hinter ihm, dass Sven dessen Atem im Nacken spüren konnte. „Das muss…“ „Episch werden, ja, ich hab dich gehört“, murrte Sven und drehte sich genervt zu ihm um. „Willst du...?“, deutete er auf den Laptop und trat beiseite, aber Oberfelder wehrte sofort ab. „Nein, ist deiner, du kennst dich besser mit der Kiste aus!“, meinte er und schüttelte den Kopf. Sven seufzte aus – was war er froh, wenn diese Stunde vorbei wäre! „Dann rück mir aber nicht so auf die Pelle, okay?“, murmelte er und machte sich wieder an die Arbeit. Jasmin ging währenddessen durch die Sitzreihen und verteilte die Handouts, die normalerweise während einer Präsentation durch die Kommilitonen weitergegeben wurden, aber so konnte sie Oberfelder wenigstens ein bisschen entgehen. „Hast du dich vorbereitet?!“, rief er zu ihr hinüber und sie rollte mit den Augen. „Natürlich hab ich das und du?“, konnte sie sich eine leichte Bissigkeit nicht verkneifen. Er war ihnen wochenlang auf den Geist gegangen, hatte sich am wenigsten von allen eingebracht, aber dafür die größte Klappe gehabt. Wie auch jetzt wieder. "Selbstverständlich! Ich habe mich hervorragend auf alles vorbereitet! Jetzt hoff ich nur, dass ihr mir auch gut zuarbeiten könnt und euch nicht verhaspelt!", brauste er auf und fing ein weiteres Mal an, Anweisungen zu geben, wie gleich was ablaufen müsse - etwas, das Sven und Jasmin inzwischen auswendig mitbeten konnten. Dabei wendete er sich wieder Sven zu und bekam so Jasmins Kopfschütteln nicht mit. Sie guckte auf ihre Uhr und hatte das Gefühl, die Pause ginge niemals zu Ende. Konnte der Dozent nicht ausnahmsweise mal zu früh kommen? Ihm gegenüber verhielt sich ihr Kommilitone für gewöhnlich deutlich zurückhaltender, fast ängstlich, um es sich mit ihm nicht zu verscherzen. Aber statt ihm brachte ein anderer Oberfelder zum Stottern. „Na? Bereit für den großen Auftritt?“, schallte es von der oberen Tür des Hörsaals herunter und alle drei rissen zeitgleich die Köpfe hoch. Dort stand er, die Arme vor der Brust verschränkt, ein zufriedenes Grinsen auf dem Gesicht und lässig an die Tür gelehnt. „Detlef!“, rief Sven erfreut aus und winkte, was der Blonde mit einem Nicken beantwortete, während Jasmin nur schweigend lächelte. Aber Oberfelder hingegen sah erst aus, als habe er einen Geist gesehen und dann, als müsse er sich übergeben. „Was machst du denn hier?!“, giftete er los und ging einige Schritte in Richtung Treppe, als wolle er sein Revier markieren. Detlef zeigte sich davon nur wenig beeindruckt. Er stieß sich leicht vom Türrahmen ab und schlenderte die Stufen hinunter. „Ich hab mir nur ne kleine Auszeit genommen und bin ab heute wieder mit im Seminar, wusstest du das nicht?“, frotzelte er und sah mit einer gewissen Genugtuung, wie Oberfelder einen Moment lang alles aus dem Gesicht fiel. „Das geht doch gar nicht!“, polterte er los, nachdem er sich wieder gefangen hatte und stemmte die Hände auf die Hüften. Detlef aber zuckte die Schultern. „Klar geht das. Ich hab mit den Dozenten gesprochen und die verpassten Klausuren nachgeschrieben“, blieb er vor dem – wie er ihn nannte - Giftzwerg stehen und musterte ihn. Nein, dachte Detlef, diesen Anblick hatte er wirklich nicht vermisst, aber von Jasmin und Sven wusste er, wie der Kerl seinen Freunden das Leben schwer gemacht hatte und eine kleine Rache war da nur recht. „Ich hab übrigens schon gefragt, ob ich die nächste Gruppenarbeit mit dir machen kann. Du bist immer so ein Vorzeigeschüler, dass ich es mir nicht nehmen lassen wollte, vom Besten zu lernen. Freust du dich? Wir sind bestimmt ein super Team!“, wurde sein Grinsen immer breiter, während Oberfelders Gesichtsfarbe der einer Tomate glich. Er knirschte mit den Zähnen und knurrte aus, weil er vor Wut nicht wusste, was er sagen sollte. „Herr Meier, was treibt Sie denn hierher? Haben Sie sich das mit dem Studieren etwa noch mal überlegt?“, kam in diesem Moment der Dozent in den Raum und lief zu seinem Pult. Noch war die Pause nicht vorbei, aber offenbar hatte ihm die Suche nach seinem USB-Stick keine Ruhe gelassen. Mit einem zufriedenen Nicken fischte er ihn vom Pult und schob ihn in seine Hemdstasche. „Nur ein kleiner Anstandsbesuch“, zwinkerte Detlef zu Oberfelder, der seine Wut in einem undefinierbaren Schrei raus ließ und dann aus dem Raum stapfte. Der Dozent guckte ihm irritiert nach, während Sven in Gelächter ausbrach und Detlef nur schulterzuckend meinte, dass da wohl jemand nervös sei. „Hmm“, antwortete der Dozent schmunzelnd und nickte leicht. „Dann wollen wir mal hoffen, dass sich die Nervosität gleich legt“. „Keine Sorge, zum Ende der Pause verzieh ich mich wieder. Ich will den Armen ja nicht komplett aus dem Konzept bringen“, hob Detlef beschwichtigend die Hände und lachte dann bei Svens enttäuschtem Gesichtsausdruck. „Ich dachte, du bleibst, um dir unsere Präsentation anzuschauen! Wenn Sie damit einverstanden wären?“, ergänzte er schnell an den Dozenten gerichtet, der bereits wieder auf dem Weg zur Tür war. „Solange Sie nicht stören, hab ich nichts dagegen“, meinte er und verabschiedete sich bis in ein paar Minuten. Detlef aber schüttelte den Kopf. „Ich will euch nicht den Vortrag versauen“, ging er zu Sven und zog den endlich in eine herzliche Umarmung. „Das wärs mir wert!“, lachte der und klopfte seinem Kumpel kräftig auf den Rücken. "Was machst du denn hier? Es ist erst Donnerstag!", betrachtete er den Blonden und stellte glücklich fest, wie zufrieden der aussah. Detlef gab Jasmin einen kleinen Klaps auf den Oberarm, als sie sich zu ihnen gesellte und schien kaum zu wissen, wo er mit seiner Energie hin sollte. "Der Sohn vom Chef heiratet und zur Feier des Tages gibts heut und morgen Betriebsferien", antwortete er und freute sich sichtlich auf das lange Wochenende. „Warum hast du nicht gesagt, dass du kommst?“, wollte Sven wissen und Detlef grinste wieder. „Dann wärs ja keine Überraschung mehr gewesen!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)